Die im Zentrum sitzende Figurengruppe mit leuchtend roten Gewändern ist umgeben von einem schützenden Oval, das die ganze Bildbreite einnimmt und die Komposition trägt. Unterschiedliche Farbflächen und -formen überziehen den Bildgrund. Adolf Hölzel macht hier einen wichtigen Schritt hin zur absoluten Malerei, einer Malerei, die ähnlich wie die Musik allein durch Farbklänge und Farbformen wirkt.
Adolf Hölzel ist bekannt für seine unkonventionellen Werke: Als er 1905 an die Stuttgarter Akademie berufen wird, erfreut sich sein Unterricht großen Zuspruchs bei den Studierenden. In den folgenden Jahren entwickelt er seine bahnbrechende Lehre von den bildnerischen Mitteln, der im Kern die Arbeit mit Formen und Farben zugrunde liegt und die ihn zur Abstraktion führt. Zu Beginn seiner Beschäftigung mit dem Thema steht jedoch noch die Figur im Mittelpunkt seines Schaffens: Er geht zunächst vom Bekannten aus, um sich dann Schritt für Schritt davon zu lösen. Dieser Befreiung von der herkömmlichen Malerei folgt eine Phase des Suchens und Experimentierens. So bereitet Hölzel das »Biblische Motiv« mit Hilfe der Collagetechnik vor, bei der er Papierfragmente, die sich in der Farbe und Form stark unterscheiden, in einer kontrastreichen Gegenüberstellung auf dem Bildgrund anordnet. Da er jedoch nicht auf die Wirkung des Pinselstrichs verzichten möchte, überträgt er die Collage in ein Ölgemälde.
Nicht alle seiner Schüler:innen an der Stuttgarter Akademie beschreiten den Weg der Abstraktion. Die intensive Beschäftigung mit den bildnerischen Mitteln Farbe und Form zeigt sich jedoch auch bei jenen, die in ihrer Malerei die Gegenständlichkeit weiterverfolgen, wie z.B. Alfred Heinrich Pellegrini. Wesentliche Elemente der Lehre Hölzels werden von seinen Schülern Willi Baumeister, Oskar Schlemmer oder Johannes Itten wiederum an ihre Schüler:innen weitergegeben und beeinflussen die Entwicklung der Malerei.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2785
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1914–vielleicht 1918 Adolf Hölzel; 1918, 20.10.–1918, 20.11. Hannover, Kestner-Gesellschaft e.V., XX. Sonderausstellung Adolf Hölzel; 1918–1986 Firma Günther Wagner = spätere Pelikan AG Hannover, Ankauf durch Fritz Beindorff; 1986 Galerie der Stadt Stuttgart (Kunstmuseum Stuttgart)