Zwei Jahre nach seiner Reise zu den Berliner Lichtwochen malt Reinhold Nägele 1930 das nächtliche Treiben in Stuttgart mit Blick vom Turm des 1928 fertiggestellten Hauptbahnhofs. Aus der Vogelperspektive schaut man in die Königstraße, die von zahlreichen an den Häuserfronten angebrachten Straßenlaternen erleuchtet wird. Die Autoscheinwerfer sind genauso präzise wiedergegeben wie die Straßenbahnwaggons. Rechts und links strahlt Licht aus den Schaufenstern. Bis ins kleinste Detail schildert Nägele das Geschehen auf den Gehsteigen, umgeben von der vielfältigen Architektur. Er späht hinein in die Fenster der Restaurants und Büros, in denen man Menschen beim Essen oder Arbeiten beobachten kann. Als »Chronist der Moderne« hebt er am Horizont die Wirkung des neuen Tagblattturms zwischen den Kirchentürmen durch gelbe Fenster besonders hervor.
Mit der Einführung des elektrischen Lichts in den 1920er-Jahren erlebt das nächtliche Leben in Großstädten einen Aufschwung. 1929 sind in Stuttgart bereits 269 Kilometer Straßen beleuchtet. Wie viele andere Städte in dieser Zeit veranstaltet Stuttgart im Jahr 1928 ein Lichtfest
Aussicht vom Bahnhofsturm auf die nächtliche Königstraße und Umgebung
Werkdaten
- Inventarnummer: LG-333
- Material / Technik: Tempera auf Karton
- Creditline: Thomas E. Fausel