Nach seinem Studium in Wien wechselt Hölzel 1876 an die Münchner Akademie, wo Wilhelm von Diez sein Lehrer ist. Diez übt großen Einfluss auf die Ausbildung der realistischen Münchner Malerei aus, die in eher dunklen, tonigen Farben eine altmeisterliche Malweise anstrebt. Hölzels frühe Bilder sind noch stark von diesem Stil geprägt. Mit großem Fingerspitzengefühl modelliert er mit einer fein differenzierten Farbgebung das Gesicht des verschmitzt lächelnden Mannes. Auch der weiße leicht verknitterte Kragen sowie das schwarze aus kostbarem Stoff und mit Troddeln versehene Oberteil zeigen diese Vorliebe fürs Detail und erinnern an die damals in München beliebte holländische Mode, bei der man sich an den großen holländischen Malern des 17. Jahrhunderts orientiert. Ebenso verweist die Darstellung des Mannes als Brustbild vor dunklem Hintergrund auf die in Holland sehr beliebten Bilder der Tronies, deren Thema die Charakterisierung bestimmter Menschentypen ist.
Die klassische akademische Ausbildung, die noch stark im 19. Jahrhundert verankert ist, bildet für Hölzel die Basis seiner weiteren Entwicklung. Mit Hilfe der Unterstützung seines Vaters kann er ab 1882 als freier Maler mit seiner Frau und seinem Sohn in München leben.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2780
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1917/18 Ausstellung der Werke von Adolf Hölzel, Kestner-Gesellschaft, Hannover; 1918–1986, 17.12. Ankauf der Ausstellung durch Pelikan AG, Hannover; 1986, 17.12. Städtische Galerie, Stuttgart