1919 wird Hölzel pensioniert und zieht in sein Haus nach Stuttgart-Degerloch. Ab 1925 wird das Pastell seine bevorzugte Technik. Die Arbeit mit Pastellstiften hat viele von ihm geschätzte Vorteile wie beispielsweise die intensive Farb- und Leuchtkraft, die samtige Oberflächenbeschaffenheit und die Möglichkeit, anders als beim Malen mit einem Pinsel, bei gleichbleibender Intensität und Breite lange Striche malen zu können, ohne auf das Trocknen der Farben Rücksicht nehmen zu müssen.
In »Spiralkomposition« sind wichtige Elemente von Hölzels Kunst vereint. Die Konzentration auf das Zentrum mittels zweier Kreise offenbart seine Vorliebe für die Rundform, die in ihrer Anlage an einen Farbkreis denken lässt, der Komposition aber auch Ausgewogenheit und Ruhe verleiht. Durch den Einsatz der vielfältigen Farbkontraste gelangen die Farben zu ihrer höchsten Leuchtkraft. Primärkontraste wie Rot-Blau-Gelb stehen neben Komplementärkontrasten wie Rot-Grün. Den pastos-deckenden, gerade im unteren Teil eher kleinflächigen Farben wirken die hellen großen Partien des äußeren Kreises entgegen. Hölzel bezieht hier sogar den teilweise sichtbar belassenen Malgrund für die Wirkung mit ein. Warm-Kalt-Kontraste sind über die ganze Fläche verteilt, viele Flächen werden durch eine deutliche Umrisslinie zusätzlich betont.
So zeigt diese Arbeit das Spannungsfeld der künstlerischen Mittel, bringt mit Formen, Farben und Linien Rhythmik, Bewegung sowie Harmonie zum Ausdruck und kann völlig befreit von der Gegenstandsbezogenheit ihre ganze Wirkung in der Abstraktion entfalten. Hölzel verwirklicht hier seine Vorstellung der »absoluten Malerei«, die ähnlich wie Musik in ihrer Immaterialität sich von der Welt des Sichtbaren löst.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2005-016
- Material / Technik: Pastell und Bleistift auf Velourpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart