Wesen aller Art aus Öl und Kunstharz bevölkern dicht an dicht die Leinwand. Blasenartige mit Strichmündern und zackigen Köpfen; Rechteckige mit Eulenaugen; Große, tief Gefurchte, wie Schnitzereien an Totempfahlen; und kleine Vielbeinige, die an archaische Fabelwesen erinnern. Aus kräftiger, bräunlich ausfransender Linie bestehend, kommen sie wie Negativformen daher, wie verblassende Erinnerungen einer anderen Zeit. Aktueller wirken indes die Vier- und Dreiecke drum herum, in Grün, Gelb, Rot und Rosa, zum Teil verbunden durch eine gestrichelte Linie. Von 1947 stammt das Gemälde von Willi Baumeister – und der Titel ist Programm. In der Weltalter-Serie stellt der Künstler in verschiedenen Techniken, auch in Serigrafie, die archaische und moderne Welt gegenüber: die Welt der Urbilder und die der Geometrie. Es ist ein faszinierender Dialog über Jahrtausende, den Baumeister schon früh beginnt, aber erst nach 1945, als seine künstlerische Isolation durch die Nazis endet, wieder fortführen kann. In Zeiten des Wiederaufbaus erscheint ihm die ewige Gültigkeit der archaischen Welt noch wichtiger. Geht es doch auch darum, neue Formen der Identifikation und der Abstraktion zu finden.
Werkdaten
- Inventarnummer: BB-1324
- Material / Technik: Öl mit Kunstharz auf Leinwand
- Creditline: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart