Auf den ersten Blick kommen sie wie archaische Zeichen daher. Doch auf den zweiten schälen sich aus den Spiralen, Schwüngen, Zickzack- und Parallellinien, die sich da in Öl, Kunstharz und Spachtelkitt reliefartig in Mauerbeige von einem Karton erheben, die Figurinen eines Paares. »Azteken-Paar« nennt Willi Baumeister sein Werk, das deutlich macht, was sein gesamtes Oeuvre durchzieht: Immer wieder greift er vorhandene Konzepte auf und interpretiert sie neu. Diese Arbeitsweise wird besonders nach 1945 deutlich. Zu archaischen Motiven inspirieren ließ er sich denn auch von Objekten seiner eigenen Sammlung von Kunstwerken Altamerikas, aus der präkolumbischen Zeit, aus Mittelamerika sowie von altperuanischen Kulturen, auch altperuanische Gewebe. Manches stammt aus einer Phase vor dem Inkareich. Beim »Azteken-Paar« von 1948 meint man die Figurinen eines Aztekenpaares der Sammlung wiederzuerkennen. Baumeister übersetzt dabei die Ausdrucksweise der aztekischen Kultur in seine eigene ꟷ malerische ꟷ Sprache. Letztlich symbolisieren für ihn solche Motive die Urkunst und den Urmenschen zu Beginn der Schöpfung und des schöpferischen Akts.
Werkdaten
- Inventarnummer: BB-1335
- Material / Technik: Öl mit Kunstharz mit Spachtelkitt auf Karton
- Creditline: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart