Willi Baumeister, Adolf Hölzel und Fritz Seitz Kamm, Pastell und Buttermilch
Werksabbildung von Willi Baumeister

Kamm, Pastell und Buttermilch. Willi Baumeister, Adolf Hölzel und Fritz Seitz

»Ich stehe immer sehr positiv zu aller Maltechnik«, sagte Willi Baumeister (1889–1955) einmal in einem Interview über die Bedeutung des Materials in seinem Werk. Diese Offenheit gegenüber dem Experiment mit unterschiedlichen Materialien und Techniken führten zu immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten in seinem Werk: Mit einem Metallkamm bearbeitete er den Bildgrund oder die Oberfläche der sogenannten Kammzug-Bilder. Schwarze Flächen, die bereits in den frühen Werken auftauchen, überzog er temporär mit Buttermilch. Sand und Spachtelkitt prägen ganze Werkserien.

In der Ausstellung traten zudem Baumeisters selten präsentierte Pastellzeichnungen in Dialog mit Blättern seines Lehrers Adolf Hölzel (1853–1934) sowie seines Studenten Fritz Seitz (1926–2017) – insbesondere diese Arbeiten führen deren Fantasie und Handwerkskunst eindrucksvoll vor Augen. Für die Ausstellung hat sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der mal- und materialtechnischen Vielfalt empirisch genähert und einzelne Ausdrucksmittel ›nachgestaltet‹.

Kuratorin Hadwig Goez (Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart)
Kuratorische Assistenz Carla Link-Walesch
In Kooperation mit Graduiertenkolleg »Rahmenwechsel«, Stuttgart/Konstanz; Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart; Willi Baumeister Stiftung, Stuttgart; Prof. Esther Hagenlocher, University of Oregon, Eugene, USA

Willi Baumeister, Adolf Hölzel und Fritz Seitz

Willi Baumeister studierte von 1910 bis 1912 bei Adolf Hölzel an der ehemals Königlich Württembergischen Akademie (heute Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) und war 1918 sein Meisterschüler.

Adolf Hölzel, von 1905 bis 1918 Professor und von 1916 bis 1918 Direktor der Akademie, war damals der einzige Professor in Stuttgart, der seine Studierenden dazu ermutigte, ihren eigenen künstlerischen Weg zu gehen. Baumeister nahm sich seinen Lehrstil zum Vorbild und ermöglichte seinen Studierenden an der Stuttgarter Akadamie, an der er von 1945 bis 1955 lehrte, sich frei zu entwickeln.

Fritz Seitz war einer dieser Studenten Baumeisters. Er studierte von 1950 bis 1954 und lehrte schließlich ab 1965 selbst als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Außerdem war er bis in die 1980er-Jahre an der Stuttgarter Akademie zum Thema »Farbe« tätig.